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Treudeutsches Interieur: Das "Schwabski Domik" in Petersburg (Foto: trivago.de) | |
Montag, 22.10.2007
Kritisch gegessen in SPB: Das „Schwäbische Häusle“
St. Petersburg. Sie haben Heimweh oder einfach Lust, russischen Freunden die deutsche Küche zu zeigen? Eine Adresse dafür wäre an der Newa das „Schwabski Domik“. Doch scheint hier nur noch die Optik deutsch zu sein.
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Der Einfluss deutscher Kultur auf die Entwicklung St. Petersburgs, so heißt es, war und ist groß. Im Kontrast zu den vielen Sushi-Restaurants, die man an jeder Ecke findet, ist die gutbürgerliche deutsche Küche an der Newa allerdings selten. Ein Grund, einmal das sich explizit teutonisch gebende „Schwabski Domik“ zu testen – immerhin ein Oldtimer in der Petersburger Restaurant-Szene.
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Deutschtümelndes Aussehen
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Die Koordinaten |
\"Schwabski Domik\" Sanewskij Prospekt 28/19 Metro: Nowotscherkasskaja |
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Schon von weitem erkennt man, dass es hier etwas Deutsches geben muss: Nicht nur in kyrillischen, sondern auch in altdeutsch designten Lettern prangt „Schwabski Domik“ an der Fassade. Die Markisen über den Fenstern leuchten schwarz-rot-gold und über dem Eingang zum Restaurant hängt ein Schild mit der Aufschrift „Kaffe Haus“.
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Damit scheint sich das Deutschtum des „schwäbischen Häusles“ aber schon erschöpft zu haben, wie sich der nach einem Stück Heimat verzehrende Germane enttäuscht feststellen muss.
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Die Bedienungen können kein deutsch, geschweige denn schwäbisch und auch eine deutsche Speisekarte gibt es nicht. Nur der Innenarchitekt hat sich Mühe gegeben, mit Fachwerkverzierungen und röhrenden Hirschen an den Wänden das Lokal heimelig zu machen. So stellt man sich wohl Germanien im Ausland vor.
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Deutsche Küche heute: Pizza und Cordon Bleu
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Obwohl auf der ersten Seite der Speisekarte Pizzas aufgelistet sind, bereitet der russische Koch doch einige deutsche Speisen zu: Neben einer Maultaschensuppe als Vorspeise sind wahlweise ein Schnitzel (295 Rubel), ein Leberkäse (155 Rubel) oder schwäbische Würstchen mit Sauerkraut zu orten.
Der Leberkäse überzeugt tatsächlich durch seine Echtheit, während das Schnitzel hier verliert: Es handelt sich nämlich um ein Cordon Bleu. Das ist dafür aber so lecker, dass man gerne vergisst, eigentlich ein Schnitzel gewollt zu haben.
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Leider kann man sich nach dem leckeren Essen keinen deutschen Schnaps gönnen und muss beim einzigen deutschen Bier, dem Paulaner, bleiben. Dazu gibt’s dann aber wenigstens ein hierzulande seltenes Kleinod: eine Brezel.
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Nach einigen weiteren Paulanern geht man auf die Toilette und entdeckt dort einen Handtrockner „made in Germany“. Na, wenigstens ein echtes Stück Deutschland in diesem Restaurant, das zwar nicht gegen kulinarisches Heimweh hilft, aber allemal ein gutes Essen bietet.
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(Tilman Ziegenhain/SPZ)
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