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Das Angebot an Netzanbietern ist in Petersburg relativ groß (Foto: ps/SPZ) | |
Donnerstag, 31.05.2007
Bienen und Eier: Petersburger SIM-Karten fürs Handy
St. Petersburg. Auch im Urlaub will man nicht mehr auf das Mobiltelefon verzichten - sich aber nicht unbedingt für Roaminggebühren dumm und dämlich bezahlen. Ein Ausweg ist, sich eine lokale Nummer zu besorgen.
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Viele Reisende kennen die böse Überraschung, die sie mit der Handyrechnung nach der Rückkehr erwartet. Die Roaming-Gebühren im Ausland erreichen bei den meisten Anbietern schwindelerregend hohe Summen von bis zu 2 Euro pro Minute. In Russland kann es zudem vorkommen, dass dem heimischen Anbieter entsprechende Verträge mit den lokalen Netzwerken fehlen und das Telefonieren gar unmöglich ist. Damit stellt sich die Frage, ob und wann es sich lohnt, eine russische SIM-Karte zu kaufen – und wie das geht.
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Auch wenn oft Befürchtungen wegen Komplikationen und Kosten bestehen, die Investition in eine russische Nummer lohnt sich auch schon für kurze Aufenthalte. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn man vor hat, viel innerhalb Russlands zu telefonieren. Auch innerhalb einer Reisegruppe lässt sich mit „russifizierten“ Handys viel Geld sparen. Voraussetzung ist natürlich, dass man in der Lage ist, die Nummer spontan zu wechseln.
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SIM-Karten-Erwerb ist so einfach wie Brot kaufen
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Eine SIM-Karte kostet in Petersburg nur etwa 8 Euro (300 Rubel) und darin sind meist bereits 4 Euro Startguthaben enthalten, was sich finanziell sehr schnell lohnt. Auch der Aufwand beim Erwerb ist gering: Handyshops sind an jeder Straßenecke zu finden. Der Kauf lässt sich auch mit bescheidenen Russischkenntnissen meistern und dauert etwa eine Viertelstunde.
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Zu beachten ist, dass dafür ein Reisepass benötigt wird und dass einige Handys einen SIM-Lock des ausländischen Anbieters haben. Dieser kann meist für etwa 15 Euro aufgehoben werden.
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Manchmal braucht es dazu einen neuen Apparat
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Falls das nicht klappt, bleibt einem nichts anderes übrig, als sich ein neues Handy zu kaufen. Die Preise für die Geräte entsprechen ungefähr den deutschen, doch leider gibt es in Russland keine Kombiangebote mit Gratishandys, wie sie in Deutschland verbreitet sind.
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Das liegt daran, dass man in Russland praktisch nur Prepaid-Angebote findet – was aber für kürzere Aufenthalte sowieso geeigneter ist. Der Vorteil eines in Russland gekauften Mobiltelefons ist zudem, dass sie neben der lateinischen auch über eine kyrillische Tastatur verfügen. Viele Russen schreiben SMS aber mit lateinischen Buchstaben, man braucht also nicht zwingend ein russisches Handy, um mit russischen Freunden kommunizieren zu können. Umgekehrt ist es ratsam zu prüfen, ob das neue Handy auch ein deutsches Menü und T9-Unterstützung zum SMS-Schreiben aufweist – dies ist nur bei wenigen Herstellern (z.B Siemens) der Fall.
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Vier große Netze konkurrieren in St. Petersburg
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Schwieriger hingegen ist die Wahl des Betreibers: In Russland konkurrieren neben kleinen regionalen Anbietern vier große Netzwerke. Die Konkurrenz ist hart, entsprechend omnipresent ist auch die Werbung. Die Netzbetreiber haben jeweils verschiedene Tarifsysteme. Die Preislisten liegen in den Handyshops auf, sind aber meist nicht sehr durchsichtig. Für Studenten und junge Leute lohnt es sich abzuklären, ob Vergünstigungen möglich sind.
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Wenn man das Handy auch für Anrufe nach Hause benutzen möchte, muss man unbedingt darauf achten, ob Auslandgespräche mit dem Package überhaupt möglich sind und was diese kosten.
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Megafon – der teure Platzhirsch
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Der erste große Mobilfunkbetreiber Russlands war „Megafon“, erkenntlich an den Farben grün und blau. Megafon steht im Ruf, sehr zuverlässig zu sein und über das beste Netz zu verfügen. Der Nachteil ist, dass es auch preislich eher im oberen Bereich liegt – ein Anruf innerhalb Russlands kostet ca. 3 Rubel je nach Tarifplan.
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Am anderen Ende der Skala positioniert sich die jüngste Gesellschaft, „Tele2“. Sie ist mit mit 0,20 bis 0,95 Rubel pro Anruf ausgesprochen günstig, was auch in der Werbung eindeutig ihr schlagendes Argument ist. Das Problem ist, dass der Empfang als sehr schlecht gilt und SMS, insbesondere ins Ausland, nicht immer durchkommen.
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Bienen und Eier tummeln sich im Preismittelfeld
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Im Mittelfeld sind Beeline und MTS anzusiedeln. Beeline, in schwarz-gelber Bienen-Optik, kostet den Kunden 0,95 bis 2,95 pro Minute ins russische Netz. Empfangsqualität und Zuverlässigkeit sind in Ordnung, so hat man wie bei den meisten Anbietern (außer Tele2) auch in den Metrostationen Empfang. Beeline ist zudem jener Anbieter, den einem die Geschäfte meist automatisch verkaufen, wenn man nicht konkret einen anderen Betreiber verlangt.
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MTS ist der erste Anbieter, der seit kurzem auch Verträge abschließt. Sein Symbol ist ein Ei auf rotem Grund. Die Kosten betragen 0,90 bis 2,60 Rubel. MTS empfiehlt sich vor allem für Leute, die vorhaben, durch weite Teile Russlands zu reisen, da der Empfang auch außerhalb der Großstädte als gut gilt. Kritisiert wird hingegen, dass das Geld-Nachladen außerhalb des Petersburger Stadtzentrums nicht an allen Stationen möglich ist.
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Am einfachsten: Der Verkäufer soll entscheiden
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Das mag jetzt alles sehr kompliziert klingen. Die einfachere Variante ist, man geht einfach auf den Vorschlag des Verkäufers ein. Meist muss man sich sogar aktiv dagegen wehren, wenn man eine andere als die vorgeschlagene Variante möchte. Die Preise und Qualität der einzelnen Anbieter sind vergleichbar und deshalb ist diese Lösung für nicht besonders anspruchsvolle Handybenutzer durchaus zufriedenstellend. Aufwändige Preisvergleiche lohnen sich erst für Langzeitbesucher und Vieltelefonierer.
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Bezahlen ist ebenfalls simpel
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Normalerweise können die Handy-Konten problemlos und zu jeder Tageszeit aufgeladen werden. Bargeldlose Ladestationen befinden sich an Metrohaltestellen und in Supermärkten, am einfachsten (und kommissionsfrei) ist es aber in den Handyshops. An vielen Kiosken werden zudem Rubbelkarten verkauft, mit denen man sein Telefonkonto wieder aufladen kann.
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Falls einem das Telefon abhanden kommt, sollte man es sofort in einem Telefongeschäft sperren lassen, wofür aber wiederum der Pass benötigt wird. Auf diese Weise kann man wenigstens den Verlust des geladenen Geldes verhindern und die Nummer behalten. Einen Diebstahl bei der Polizei anzuzueigen, ist hingegen mit viel Aufwand verbunden und von wenig Erfolg gekrönt.
(Pascale Siegrist/SPZ)
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