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Die Mega-Mall in Parnas sieht nicht viel anders aus als jene an der Murmansker Chaussee (Foto: ld/rufo) | |
Montag, 15.10.2007
Shopping-Mall Mega: Service top, Schnäppchen flop
St. Petersburg. Im Norden und Süden an der Petersburger Ringautobahn stehen zwei riesige Shopping-Center namens Mega - jeweils kombiniert mit Ikea-Möbelhäusern. Lohnt sich der Einkauftrip weit aus der Stadt heraus?
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Die Werbung des Shopping-Giganten „Mega“ scheint allgegenwärtig: Die Fortbewegung mit der Metro wird von diversen Plakaten mit der Aufschrift „Shopping von ganzem Herzen“, oder „Shopping für die ganze Familie“ begleitet. Dieser Blickfang zeigt Wirkung – ich werde neugierig. Kann der Konsumtempel seine Versprechen halten?
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Schon sitze ich in der Metro und steuere die Endstation „Uliza Dybenko“ an. Reichlich Plakate machen darauf aufmerksam, dass von hier ein kostenloser Pendelbus zum „Mega“-Center existiert, der alle 10 bis 15 Minuten unmittelbar von der Metrostation aus verkehrt.
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Ich folge also der Menschentraube, die wohl auch das Einkaufparadies zum Ziel hat und bin beeindruckt: Wo es doch sonst in St. Petersburg eigentlich alles zu bezahlen gilt, befinden wir uns dank des Konzepts der „Mega-Malls“ nun in einer neuen Service-Ära - großartig!
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„Mega“ ganz im Zeichen der Familie
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Da bin ich also – vor mir erstrahlt der blau-gelbe Schwedenkomplex. Ich betrete zunächst die „Ikea“-Filiale und befinde mich gleich im kulturellen Nirwana. Ob nun Hamburg, Berlin, Teneriffa oder eben St. Petersburg – Ikea sieht eben doch überall gleich aus.
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Dennoch präsentiert sich das schwedische Kaufhaus in zunehmendem Maße familienfreundlich. Nicht nur das Kinderparadies „Smäland“ ist größer geworden, auch das neue „Ikea“-Café mit Lounge-Charakter bietet Entspannung für die Erwachsenen.
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So ist das Möbelhaus nicht mehr nur ein Synonym für günstige „Köttbullar“-Hackbällchen und „Billy“-Regale, sondern vermittelt allmählich die Atmosphäre eines regelrechten Vergnügungsparks.
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Eine Eisbahn zwischen Bistros und Geschäften
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Ich verlasse das Einrichtungshaus und schlendere durch die sich anschließenden Einkaufspassagen. Im Herzen der Anlage befindet sich eine Kunsteisbahn. Sollte man auf diesen Spaß nicht vorbereitet sein, so ist es natürlich möglich, Schlittschuhe vor Ort auszuleihen. Kinder werden auf dem Eis von geschultem Personal betreut, so dass sich die Eltern ruhigen Gewissens in eines der vielen umliegenden Bistros verdrücken können.
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Spätestens jetzt bekommt man das Gefühl, in einem Paralleluniversum zu sein. Draußen herrschen fast sommerliche Temperaturen, doch die Kinder tragen Handschuhe auf der Eisbahn und ich friere aufgrund einer zu gut gemeinten Klimaanlage. Den Gesichtern der Kinder ist aber anzusehen, dass hier für sie das Paradies auf Erden nahe ist.
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Rundum-Service für jede Altersklasse
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Ein Bummel durch den riesigen Einkaufskomplex mit 170 Geschäften beweist schnell, dass man hier die Einkaufsfahrt zum Tagesausflug machen kann. Vermisst werden dürfte nichts: Die Passagen beherbergen so ziemlich alle bekannten internationalen Modemarken, sowie diverse Beauty-Salons und Accessoire-Läden.
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Doch nicht nur Frauenherzen werden durch die enorme Shoppingvielfalt erobert. Selbst Männer fallen dem Konsum zum Opfer, wenn sie dem überdimensionalen Baumarkt „OBI“ und den diversen elektronischen Fachgeschäften, wie „Media Markt“ einen Besuch abstatten.
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Sollte sich jedoch der heimliche Hunger einschleichen, so bietet der zentral gelegene „Food Court“ ein breitgefächertes kulinarisches Angebot: So sind beispielsweise Pizza, Wokgerichte, gefüllte Kartoffeln, sowie unverzichtbare „Subway“-Sandwiches für umgerechnet drei Euro verhältnismäßig günstig zu haben. Ein Bistro trägt hier den passenden Namen „Östlicher Basar“. Denn das gesamte Shoppingcenter gleicht einem modernen Basar mit verschiedenen Modeartikeln und vielen kulinarischen Angeboten aus aller Welt.
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Die „Nadel im Heuhaufen“ für Schnäppchenjäger
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Es ist leicht ins Schwärmen zu geraten, wenn dem Shoppinggänger königliche Serviceleistungen geboten werden. Allerdings gibt es, wie es anscheinend immer der Fall sein muss, auch einen fetten Haken an der Sache: Da ermahnt man sich aufgrund der knapp bemessenen Reisekasse, keine Läden von innen zu besuchen, um der Versuchung zu widerstehen, doch etwas anzuprobieren und im schlimmsten Fall auch noch kaufen zu wollen.
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In diesem Fall wurde mein Wille, standhaft zu bleiben, jedoch schnell gebrochen, denn der überall ausgezeichnete Rabatt von 70 Prozent war einfach zu verlockend. Der Blick auf die Preisschilder ließ mich allerdings schnell ernüchtern. Wer als Westeuroäer glaubt, er könne in St. Petersburg dicke Schnäppchen schlagen, der hat sich eindeutig getäuscht.
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Filialen wie „Orsay“ oder „New Yorker“ zeichnen sich in Deutschland durch günstige Kleidung bei mäßiger Qualität aus. In Russland haben sie sich jedoch anscheinend einem Imagewechsel unterzogen. Der deutsche „Ramschladen“ wird zu einer russischen „Nobelboutique“. Dementsprechend wachsen die Preise zum Teil auf das Dreifache. Der Rabatt sorgt dann bestenfalls dafür, dass sich der Rubel- wieder dem Europreis zuhause annähert.
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Angesichts der horrenden Preise habe ich mich schließlich dazu entschlossen, auf den nächsten Ausverkauf zu Hause zu warten und den Tag mit einem konkurrenzlos billigen 10 Rubel-„Hot Dog“ bei „IKEA“ zu beenden.
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(Juliane Fritzsche/SPZ)
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