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Chinesische Plattenbauen am Finnischen Meerbusen - soll so Chinatown aussehen? Neubauten auf der Wassili-Insel (Foto: Deeg/.rufo) | |
Mittwoch, 14.12.2005
Chinesische Plattenbauten am Finnischen Meerbusen
St. Petersburg. Weniger Grün, mehr Kommerz - das im Volksmund „Chinatown“ genannte chinesische Investitionsprojekt ist heftig umstritten. Obwohl chinesische Massenimmigration nach St.Petersburg nicht stattfinden wird.
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Erst im Sommer war der Startschuss zu diesem Großbauvorhaben ertönt. Auf 164 Hektar wollte ein aus fünf staatlichen Firmen bestehendes Investorenkonsortium aus Schanghai eine Geschäfts- und Wohnstadt für 35.000 Menschen errichten, wo auch viel Platz für die Natur eingeplant war.
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Private Geldgeber erzwingen radikale Änderungen
Nun sind jedoch zwei private Geldgeber hinzugekommen (aus Schanghai und aus Hongkong). Sie erhöhen das Kapital der „Baltischen Perle“, wie das Megaprojekt am Ufer des Finnischen Meerbusens genannt wird, um weitere 700 Millionen Dollar, so dass sich die möglichen Gesamtinvestitionen inzwischen auf über zwei Milliarden Dollar belaufen.
So viel Geld hat seinen Preis – die neuen Investoren stellten der Stadt eine ganze Reihe Bedingungen, denen der Rat für Städtebau zu Beginn der Woche zustimmte. Das letzte Wort hat allerdings die Stadtregierung, und die wird es sich gut überlegen, ob sie dem veränderten Konzept zustimmt.
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Geschäfts- und Wohnviertel werden getrennt
Sah die ursprüngliche Konzeption eine Mischung aus Wohn- und Geschäftszonen vor, so sollen beide Sphären nun streng voneinander getrennt werden. Als erstes entsteht am Ufer des Finnischen Meerbusens ein Handels- und Freizeitzentrum, das doppelt so viel Platz bekommt, als ursprünglich geplant.
Dabei soll das von Kommerz und Vergnügen isolierte Wohnviertel seine auf über eine Million Quadratmeter ausgelegte Größe beibehalten. Das geht jedoch nur, wenn die auf 33 Hektar geplanten Grün- und Parkanlagen rigoros zusammengestrichen werden. Genau an diesem Punkt regt sich nun Widerstand.
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Chinesische Plattenbauten aus den sechziger Jahren
Nach Meinung der Tageszeitung „Kommersant“ droht die „Baltische Perle“ sich schon auf dem Rißbrett aus der versprochenen grünen Oase in eine Standard-Schlafstadt zu verwandeln. Juri Semzow und Nikita Jawejn aus dem an der Planung beteiligten Architektur-Büro „Studio 44“ bescheinigen den Chinesen ein „langweiliges, schwaches und uninteressantes Projekt, bei dem Modelle der Bebauung im Peking der 1960er Jahre benutzt wurden“.
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Der Architekt Michail Mamoschin mokiert sich darüber, dass die Chinesen bei sich zuhause Objekte auf höchstem Niveau umsetzen, Petersburg aber „ein weiteres Mal ein architektonisches Ereignis verliert“. Die von Russland-Aktuell bereits vor einem Jahr geäußerte Skepsis, ob Petersburg überhaupt solch ein gigantisches Geschäftszentrum braucht, bleibt auch nach seiner geplanten Verdoppelung mehr als aktuell.
(-sb/rufo)
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