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So ist kein Staat zumachen: Wilde Müllkippe an einer Straße außerhalb von St. Petersburg (foto: ld/rufo) | |
Donnerstag, 13.04.2006
Ober-Sanitätsarzt: Petersburg für G-8 zu dreckig
St. Petersburg. Russlands oberster Amtsarzt Gennadi Onischtschenko hat nach einer Inspektion den Austragungsort des G-8-Gipfels heftig kritisiert: Was die Hygiene angeht, sei die Stadt „in schrecklichem Zustand“.
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Onitschenko inspizierte die Straßen zwischen dem Flughafen Pulkovo und dem G-8-Austragungsort, dem Konstantinpalast in Strelna sowie einige Bereiche in der Innenstadt. „Auf einigen Straßen scheint der Dreck seit dem 300-Jahr-Jubiläum Petersburgs zu liegen, als ich hierher kam, um mich mit der Petersburger Rattenpopulation bekannt zu machen“, ätzte Russlands Chef-Sanitätsarzt: „Man hat den Eindruck, als würde hier überhaupt niemand sauber machen“.
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Der als besonders redefreudig bekannte Mediziner gestand zwar gleich ein, dass dies „vielleicht eine zu emotionelle Einschätzung“ sei. Doch habe er eben etwas anderes zu sehen erwartet.
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Präsidenten passieren die Müllkippe
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Vielleicht wusste Onischtschenko aber auch nicht, dass die für die VIP-Konvois vorgesehene Straße zum Palast genau zwischen dem größten Friedhof und der höchsten Müllkippe der Stadt hindurchführt. Vor dem Stadtjubiläum vor drei Jahren gelang es den Behörden allerdings, mit kilometerlangen Sichtschutzwänden und einer Begrünungsaktionen dem Fahrtkorridor der Staatsgäste einen akzeptablen Anblick zu geben.
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Straßendreck als Brutstätte für Vogelgrippe
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Der nun aus dem tauenden Schnee und eis auftauchende gesammelte Winterdreck sei aber nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern eine ernsthafte Gesundheitsgefahr: So sei das Vogelgrippe-Virus äußerst hartnäckig und könne „in verdreckten Wasserläufen oder im Straßenschmutz“ bis zu 400 Tage überleben. „Auch wenn Petersburg nicht auf den Flugrouten der Zugvögel liegt, könnte ich die Stadt nach diesem Besuch ohne Weiteres den Risikoregionen zuordnen“, drohte Onischtschenko.
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Bei der Stadtverwaltung ist man sich des wenig einladenden Anblicks vieler öffentlicher Flächen durchaus bewusst – und hat bereits verstärkte Putz- und Aufräumaktionen angesetzt. Auch gegen die Ratten in Kellern und Kanalschächten wird intensiv mit Giftpäckchen vorgegangen.
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Werden Straßenhunde der G-8 geopfert?
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Tierschützer sehen allerdings auch Vorbereitungen für Vernichtungsaktionen gegen andere Vierbeiner im Gange: Ende März demonstrierten sie gegen die angeblich verschärfte Jagd auf Petersburgs zahlreiche Straßenhunde.
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Obwohl die Stadtregierung im letzten Jahr ein Konzept zur humanen Verringerung des Hundebestandes durch Sterilisation verabschiedet habe, würden vor dem Gipfel verstärkt die städtischen Hundefänger eingesetzt. Im Stadtbudget seien 250.000 Euro (und damit 40 Prozent mehr als im Vorjahr) für die sogenannte „Beseitigung biologischer Abfälle“ eingeplant. Die Tierschützer planen bereits, Protestbriefe an die eingeladenen Regierungs-Chefs zu verschicken, um den Hunde-Genozid zu stoppen.
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Kioske ebenfalls vom Aussterben bedroht
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Ähnliches haben übrigens auch die Vertreter des Kleingewerbes vor, die sich im Vorfeld des G-8-Gipfels ebenfalls für eine bedrohte Art halten: Gouverneurin Valentina Matwijenko habe ihren umstrittenen Feldzug gegen unschöne Kioske an Haltestellen und an anderen belebten Orten nochmals verschärft, so der Vorsitzende des „Petersburger Klein- und Mittelunternehmerverbandes“ Daniil Kozjubinski. Nach den Worten des Stadtoberhauptes müssen die Kioske weg, weil sie (jetzt kommt das neue Petersburger Killerargument) zuviel Müll produzieren.
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(ld/.rufo)
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