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Schnell und teuer, aber nicht hinreichend ausgelastet: Petersburgs "Aquabus"-System siecht vor sich hin | |
Mittwoch, 23.04.2014
Petersburger Wasserbusse fahren 2014 auf längerer Linie
St. Petersburg. Ende Mai soll in St. Petersburg wieder der Linienverkehr mit schnellen Booten auf der Newa aufgenommen werden. Wie schon im Vorjahr wird es nur eine „Aquabus“-Linie geben – aber die wird immerhin länger.
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Gemäß einer Ausschreibung des städtischen Verkehrskomitees sollen für diese Saison sieben schwimmende Haltestellen montiert werden: Dabei handelt es sich um die im letzten Jahr mit den knallgeben Schnellbooten betriebene Linie zwischen der Zugangsbrücke zur Jelagin-Insel in der Nähe der Metrostation Staraja Derewnja, zwei Zwischenstopps beim Fernsehturm und an der Petrogradskaja-Uferstraße (nahe der Sampsonjewski-Brücke) und der bisherigen Endstation am Arsenalnaja-Ufer gegenüber des Finnländischen Bahnhofs. Von dort soll die Linie in diesem Jahr aber noch über einen Halt am Sommergarten zum Englischen Ufer beim Ehernen Reiter weitergeführt werden.
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Betrieben wird die Linie wie im Vorjahr von der Firma MBS. Wie der „Kommersant“ heute berichtet, will das Unternehmen neben den bisherigen acht zwölfsitzigen Booten in diesem Jahr auch einen neuen 30-Sitzer auf die Linie schicken. Der Fahrpreis wird voraussichtlich von bisher 100 auf 110 bis 120 Rubel steigen.
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Passagierrückgang auf ein Neuntel Das als Renommierprojekt 2010 unter der damaligen Gouverneurin Valentina Matwijenko gestartete Aquabus-System durchlebt gegenwärtig wahrlich nicht seine besten Zeiten: Von den in der Saison 2011 betriebenen vier Linien (auf denen 454.000 Fahrgäste befördert wurden) ist nur noch eine übrig, auch sind zwei der ursprünglich beteiligten drei Unternehmen ausgestiegen bzw. Pleite gegangen.
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Grund ist die drastische Einschränkung der einst üppig fließenden Subventionen für den öffentlichen Nahverkehr auf der Newa – was MBS im letzten Jahr dazu zwang, den Fahrpreis zu verdoppeln. Als Folge nutzten nur 50.000 Passagiere das System.
Letztes Jahr war im Smolny bereits von einer Einstellung des Service wegen fehlender Rentabilität und Nachfrage die Rede. Die Stadtverwaltung hat sich letztlich nun doch dazu durchgerungen, es nochmals zu versuchen: In diesem Jahr soll das System nochmals mit 28,5 Mio. Rubel (ca. 575.000 Euro) bezuschusst werden – weniger als die Hälfte der Summe des Vorjahrs, als die Stadt faktisch die Fahrt jedes Passagiers mit 300 Rubel finanzierte.
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Morgens mehr Business-Verkehr Der Betreiber hofft aber dennoch, das Passagiervolumen mehrfach steigern zu können: Zum einen möchte man gesplittete Tarife für die beiden Teilstrecken anbieten. Auch wird während der morgendlichen Rushhour die Taktfrequenz von bisher 10 bis 15 Minuten auf 5 bis 7 Minuten erhöht, um mehr Berufstätige zum Umsteigen zu bewegen. Die beiden Zwischenhalte auf der Petrograder Seite befinden sich nicht umsonst an Ballungen mehrerer Business-Center. In den Abendstunden sollen die Boote hingegen seltener verkehren – dem Bedarf entsprechend.
Spritztour auf die Jelagin-Insel Auch am Wochenende sollen die 60 km/h schnellen Boote häufiger fahren, da diese spritzige Art der An- und Abfahrt zum bei Spaziergängern und Rollschuhläufern beliebten Park auf der Jelagin-Insel gefragter ist als bisher eingeplant.
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Wenn der Aquabus in Petersburg eine Zukunfts-Chance haben soll, müssen sich die städtischen Verkehrsplaner wohl mit der Tatsache anfreunden, dass das „Vaporetto“-System des „nördlichen Venedigs“ eher ein Teil der Tourismus- und Freizeitinfrastruktur ist als eine Maßnahme zur Verringerung von Verkehrsstaus.
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Royaler 07.11.2014 - 00:45
Da war mal mehr los in Sankt Petersburg
als nur Paddeln auf der Newa.
1917 gab es einen weltpolitischen Wandel genau dort initiiert.
Niveauverlust für die Stadt an der Ostsee mit dem offenen Fenster nach Westen. Gegen Null Mobilisierung.
Der Kampfgeist aus Sobschaks Zeiten verflogen. An Mut einerseits und Betrug andererseits
vor 70 Jahren möchte man gar nicht wirklich erinnern wollen, wenn man die heutige Situation in Staat und Gesellschaft betrachtet.
Royaler 30.08.2014 - 22:32
Sankt Petersburg, wach auf
deine Söhne sind im Krieg
\"Die russischen Behörden haben eine Gruppe von Soldatenmüttern, die Auskünfte über die vermutete Präsenz russischer Truppen in der Ostukraine verlangt, als \"ausländische Agenten\" eingestuft. Das Justizministerium in Moskau teilte am Freitag mit, es betrachte eine Gruppe namens \"Soldatenmütter von St. Petersburg\" als \"ausländische Agenten\".
Die Gruppe erhielt laut offiziellen Angaben im Jahr 2011 84,966 Dollar (64,400 Euro) von der regierungsfinanzierten US-Stiftung \"National Endowment for Democracy\".
.Aufgrund eines 2012 verabschiedeten Gesetzes müssen sich politisch aktive Organisationen in Russland, die ganz oder auch nur teilweise aus dem Ausland finanziert werden, als \"ausländische Agenten\" registrieren lassen. Sie müssen all ihre Aktivitäten und Veröffentlichungen melden.
\"Diese Entscheidung wird unsere Arbeit natürlich erschweren\", sagte einer der Vertreter der Gruppe, Alexander Gorbatschow. \"Es wird schwerer für uns, Informationen von der Armee, von militärischen Strukturen, zu bekommen.\" Die Vorsitzende der Soldatenmütter, Ella Poljakowa, hatte diese Woche in ihrer Funktion als Mitglied des russischen Menschenrechtsrates von den russischen Behörden verlangt, sich zu den Meldungen über die Präsenz russischer Soldaten in der Ostukraine zu äußern.\" Aus der Standard Wien
Royaler 30.08.2014 - 15:56
Ruhe
Sumpfgelände, nichts Neues außer, dass die Boote weitere Strecken fahren. Man hat gemerkt, der Sommer geht vorbei und am 1.September beginnt der europäische Krieg.
Darüber kann ja keiner erschrecken, es sind ja 75 Jahre her.
Aber: Wer hätte es gedacht, es tut sich was in SPb: Gegen Krieg!
Frieden sofort und das auf einer Demo gefordert, unmittelbar vor Kriegsbeginn in Europa, dem Gedenktag am 1.September:
https://www.freitag.de/autoren/berlino1010/mir-niemiedlienno-frieden-sofort
Überblick aller Leserkommentare zu allen Artikeln >>>