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Die terrorgefahr im Smolny-Museum entpuppt sich als Vorwand gegen unzufriedene Petersburger. (Foto: Deeg/.rufo) | |
Mittwoch, 13.04.2011
Smolny: Ziel von Terror oder unzufriedenen Bürgern?
St. Petersburg. Das „Geschichts- und Gedenkmuseum“ im Smolny, der Residenz von Gouverneurin Matwijenko, ist heute für Besucher geschlossen. Angeblich aus Angst vor Terroranschlägen. Der Grund liegt aber wohl ganz woanders.
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Bekannterweise residiert in der ehemaligen Erziehungsanstalt für adelige Töchter die Petersburger Stadtregierung. Einst hatte auch Sowjetstaatgründer Lenin hier sein Domizil. Deshalb gibt es dort bis heute eine Museumswohnung, die auf Voranmeldung eigentlich für jeden Bürger frei zugänglich ist.
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Ein Gruß aus dem Jahre 1934? Umso überraschter war eine Exkursionsgruppe, als ihr am Eingang in den Smolny mitgeteilt wurde, heute wäre das Museum geschlossen. Die Kommandantur des Regierungssitzes habe dies beschlossen wegen „der sich häufenden Terrorakte“.
Terror im Smolny? Beim Nachdenken kramt das historische Gedächtnis ein lange zurückliegendes Ereignis hervor, das mit der jetzigen Situation aber nur wenig zu tun haben sollte: Am 1. Dezember 1934 war der damalige Leningrader Parteichef Sergej Kirow in einem der endlos langen Korridore erschossen worden.
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Terrorgefahr an einem einzelnen Ort Das war der letzte Gewaltakt im Smolny, und der passierte damals auch nicht im hauseigenen Museum. Sollten die Petersburger Museen als Ganzes unter Terrorgefahr stehen, hätten eigentlich auch die Besucher von Eremitage, Russischem Museum etc. heute vor verschlossenen Türen stehen müssen.
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Taten sie aber nicht. Selbst im Mariinski-Palais, dem Sitz der Gesetzgebenden Versammlung, gibt es die alltäglichen Führungen. Und das, obwohl das Petersburger Parlament dort heute eine Plenarsitzung hat. Hier wäre die Gefahr doch eigentlich viel größer, oder?
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Ein Übel gegen das andere vertauscht Das Petersburger Internetportal Fontanka.ru hat eine ganz andere Vermutung, warum der Smolny sich seinen Besuchern verschließt. Bei einem Blick auf die angemeldeten Exkursionsteilnehmer fällt auf: Unter ihnen sind mehrere Bewohner eines Hauses, mit denen die Stadtregierung seit Jahren großen Ärger hat.
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Es handelt sich um Bürger, deren Wohnungen in der Uliza Iljuschina 15 von der Stadt illegal an Dritte übergeben wurden und die bisher ergebnislos gegen diese Willkür ankämpfen. Die „Terroranschläge“ sind zwar ein aktuelles Übel, aber in diesem Fall müssen sie wohl herhalten, um ein ganz anderes Übel zu vertuschen.
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