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Zur Straße hin noch recht pompös - doch in den endlosen Höfen und Gassen des Apraxin Dwor können sich auch Oligarchen verirren (Foto: ld/.rufo) | |
Montag, 11.02.2013
Petersburg: Deripaska-Holding verliert Apraxin Dwor
St. Petersburg. Die Zukunft des „Bauches von St. Petersburg“ ist wieder offen: Die Stadtverwaltung hat den Investitionsvertrag über das Apraxin Dwor mit Glavstroi-SPB, einem Unternehmen von Oleg Deripaska, gekündigt.
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Am Montag begannen Bauarbeiter mit der Demontage des umstrittenen Bauzaunes um das nach wie vor sehr lebhafte historische Areal aus Lagerhäusern, Geschäften, Markthallen und –ständen zwischen Sadowaja-Straße und der Fontanka. Mit dem – für Fußgänger immer durchlässig gebliebenen– Blechzaun hatte der Bauträger nach außen demonstriert, dass hier ein Umbau im Gange ist.
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Gebaut wurde im Apraxin Dwor allerdings bislang nichts. Faktisch hatte die Abschrankung deshalb eher machtpolitischen Sinn: Glavstroi-SPB versuchte so, die Attraktivität des Areals für die dort noch aktiven Händler zu minimieren: Weniger Kundenverkehr sollte die dort verbliebenen Mieter und Gebäudeeigner kompromissbereiter machen, wenn es zu guter Letzt einmal losgegangen wäre mit dem ambitionierten Stadtsanierungs-Projekt.
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Fünf Jahre Bauzeit - doch passiert ist nichts Doch daraus wird wohl nichts mehr: Die Stadt hat jetzt den vor fünf Jahren geschlossenen Investitionsvertrag mit dem Baukonzern aus dem Wirtschaftsimperium von Aluminium-Krösus Oleg Deripaska gekündigt. 2008 hatte der damals noch nicht finanziell in Schräglage befindliche Oligarch einen Konzept-Wettbewerb zur Umgestaltung des anrüchigen Handelsareals gewonnen und 1 Mrd. Dollar Investitionen versprochen. 2012 wollte man eigentlich fertig sein.
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Doch erst kam 2009 die große Krise über Stadt, Land und Oligarchen-Business. Und dann wurden sich Glavstroi-SPB und die Stadtverwaltung auch nicht mehr darüber einig, welche Denkmalschutzauflagen im Apraxin Dwor erfüllbar sind – und welche nicht. Das Areal des geplanten „multifunktionalen Zentrums öffentlicher und privatwirtschaftlicher Nutzung“ schrumpfte so von ursprünglich 35 auf 15 Hektar zusammen – auf der restlichen Fläche wurden die alten Lagerhäuser von den Behörden für erhaltenswert erklärt.
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Glavstroi behält vorerst die Fäden in der Hand Von heute auf morgen wird das Deripaska-Unternehmen nun aber das Apraxin Dwor nicht räumen: Zum einen hat man nach eigenen Angaben schon 1 Mrd. Rubel (25 Mio. Euro) in das Projekt gesteckt, zum anderen ist die Firma durch zahlreiche Miet-, Investitions- und Bewachungsverträge mindestens bis 2016 an das Apraxin Dwor gebunden.
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Experten gehen deshalb davon aus, dass Glavstroi dort auch weiterhin als Developer und Administrator tätig sein wird – zumal es sehr schwierig sein dürfte, in der verworrenen Situation andere Interessenten zu finden, die dort investieren wollen. Auf dem Gerichtsweg Glavstroi-SPB hinauszuklagen, dürfte ebenfalls auf eine jahrelange Justiz-Odyssee hinauslaufen.
Möglicherweise handelt es sich bei der Vertragskündigung also um eine Art strategische Flurbereinigung: Die Stadt wie auch der glücklose Investor sind sich vermutlich im Stillen darüber einig, dass eine große Lösung für das Kleine-Leute-Areal illusorisch ist.
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Aber Stadtentwicklung im kleinen Maßstab mit vorsichtigen Sanierungen und neuen Nutzungen ist angesichts der zentralen Lage der Groß-Immobilie weiterhin eine interessante Option. Es wäre schade, wenn das Apraxin Dwor nun durch das Platzen des Vertrags dem Niedergang geweiht wäre - und einfach verkommt.
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Denn seine engen Kopfsteinpflaster-Gassen sind der einzige Ort, wo die sonst so pompöse Petersburger City einmal die gemütlich-engen Dimensionen einer mitteleuropäischen Altstadt annimmt.
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